Geschichte der BMW GS:

1978-80: Der Weg zur ersten Enduro
Die Wurzeln der BMW GS liegen im Geländesport. Ende der siebziger Jahre engagierte sich BMW Motorrad bei internationalen Veranstaltungen wie den berühmten Sixdays oder der Geländesport-Europameisterschaft. Zudem hatten in jenen Jahren einige BMW Motorrad Ingenieure und Mechaniker Eigenbauten entwickelt, mit denen sie sich ebenfalls im Geländesport engagierten. Auf Basis dieser Wettbewerbsmotorräder entstand ohne offiziellen Entwicklungsauftrag ein zulassungsfähiger Prototyp, der nicht nur im Gelände sondern vor allem auch auf der Straße hervorragende Fahreigenschaften hatte. Schon der Prototyp war so überzeugend gelungen, dass die Geschäftsführung der BMW Motorrad GmbH dem Projekt sofort grünes Licht gab und in weniger als 21 Monaten konnte BMW das Ergebnis der Öffentlichkeit präsentieren.

1980-87: Die neue Fahrzeugklasse
Am 1. September 1980 präsentierte BMW mit der R 80 G/S einen Allrounder, wie es ihn bis dahin in der Motorradgeschichte noch nicht gegeben hatte. Ob Autobahn, Landstraße, Feldweg oder unbefestigtes Gelände: Die R 80 G/S war ein Motorrad, das auf jedem Untergrund und in jeder Fahrsituation leicht zu beherrschen war und zudem dem Fahrer auch auf langen Strecken einen hervorragenden Komfort bot. Die G/S war dabei kein Kompromiss, sondern die perfekte Synthese aus Gelände- und Tourenbike und eröffnete damit ein neues Marktsegment, das der großen komfortablen Reiseenduros. Technisches Highlight war die Monolever genannte Hinterradführung, mit der BMW die erste Einarmschwinge bei einem hubraumstarken Motorrad zur Serienreife gebracht hatte.

1987-96: Die zweite Generation
1987 wurde die Enduro erstmals komplett überarbeitet. Der Hubraum des neuen Spitzenmodells R 100 GS betrug nun einen Liter. Damit war die BMW GS wieder die größte, leistungsstärkste und auch schnellste Enduro auf dem Markt. Am Hinterrad sorgte der BMW Paralever, eine Einarm-Hinterradschwinge mit Momentabstützung, für leichteres Handling im Gelände, garantierte aber auch auf befestigten Wegen bisher ungeahnten Fahrkomfort. 1990, zum 10jährigen Jubiläum der GS, wurden alle GS-Modelle mit einer serienmäßigen Verkleidung aufgewertet. Mit der zweiten Generation schrieb BMW Motorrad die GS-Geschichte erfolgreich fort und die zum Ende der Produktionszeit aufgelegten Sondermodelle R 100 GS PD Classic und die R 80 GS Basic haben bereits heute Sammlerstatus erreicht.

Ab 1994: Die Vierventiler-GS
1994 erschien die R 1100 GS, die erste Enduro mit dem ein Jahr zuvor eingeführten Vierventilmotor. Mit diesem imposanten Modell setzte BMW wieder die Maßstäbe im Enduro-Segment und eroberte in zahlreichen Ländern die vorderen Plätze der jährlichen Zulassungsstatistiken. Denn dank des innovativen Fahrwerks und des leistungs- und drehmomentstarken Motors bestach auch die R 1100 GS durch leichtes Handling im Gelände gepaart mit hervorragenden Tourer-Eigenschaften auf der Straße. Das Nachfolgemodell R 1150 GS konnte die Erfolgsgeschichte der BMW Reiseenduros ebenso fortschreiben wie die aktuelle R 1200 GS oder die speziell für Fernreisende konzipierte R 1150 GS Adventure. Ab Herbst 2005 werden dann auch ambitionierte Geländesportler mit der puristischen HP2 Enduro "ihre" Enduro im BMW Programm finden.

Die Anfänge des BMW Geländesports
Bereits vor der offiziellen Premiere auf dem Berliner Automobilsalon 1923 ging das erste BMW Motorrad bei einer Geländefahrt an den Start: Chefkonstrukteur Max Friz nahm mit der von ihm entwickelten BMW R 32 an der "Fahrt durch Bayerns Berge" teil und erreichte strafpunktfrei das Ziel. Den ersten großen internationalen Erfolg konnte der BMW Ingenieur Rudolf Schleicher 1926 bei den berühmten Sixdays in England verbuchen: Als Privatfahrer errang er auf einer serienmäßigen R 37 eine Goldmedaille. Das Lob der englischen Presse gipfelte in der Feststellung: "Die interessanteste Maschine während des ganzen Wettbewerbs war ohne Zweifel die deutsche BMW!" Die Marke mit dem weißblauen Markenzeichen hatte sich damit auch international etabliert.

Internationale Erfolge in Serie
In den dreißiger Jahren stellte BMW die deutsche Nationalmannschaft für die internationale Sechstagefahrt, der inoffiziellen Europameisterschaft der Geländefahrer. 1933 holten in Wales der Weltrekordfahrer Ernst Henne gemeinsam mit Josef Stelzer und der Beiwagenkombination Josef Mauermayer / Ludwig Kraus auf 33 PS starken Boxermaschinen vom Typ R 16 erstmals den Titel nach Deutschland. Das Team konnte den Erfolg im darauffolgenden Jahr wiederholen und auch 1935, diesmal auf den legendären BMW Kompressor-Modellen gestartet, ging der Titel an Deutschland und BMW. Der Geländesport diente auch damals schon der Erprobung von Innovationen. So hatten sowohl die Teleskopgabel als auch die erste BMW Hinterradfederung ihre Feuertaufe bei den Sechstagefahrten absolviert, bevor sie dann in den Serienmodellen verbaut wurden.

Wiederbeginn mit großem Namen
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dauerte es bis zum Beginn der fünfziger Jahre, bis BMW sich wieder bei Geländesportveranstaltungen engagierte. Georg und Hans Meier, Walter Zeller oder die Gespanne Ludwig Kraus / Bernhard Huser und Max Klankermeier / Hermann Wolz: Es war die erste Garnitur der BMW Fahrer, die im Straßenrennsport schon Meisterschaften in Serie eingefahren hatte und sich nicht scheute, sich auch abseits asphaltierter Wege mit der Konkurrenz zu messen. Sowohl auf den 250-ccm-Einzylindermodellen als auch auf den 500 und 600 ccm starken Boxern errangen diese Legenden des BMW Rennsports unzählige Medaillen bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Dank dieser Geländesporterfolge konnte BMW seinen Ruf als sportliche Marke stärken.

Enthusiasten und Erlkönige
Als BMW Mitte der fünfziger Jahre offiziell die Rennabteilung auflöste, fand bei den Fahrern ein Generationenwechsel statt. Junge Talente wie Sebastian Nachtmann, Kurt Tweesmann oder der Gespannfahrer Karl Ibscher gewannen in den sechziger Jahren Deutsche Meisterschaften in Serie für BMW. 1963 erhielten die BMW Wettbewerbsmaschinen ein neues Fahrwerk, wie es 1969 in der /5 Serie verbaut werden sollte. Selten wurde ein Erlkönig auf der Motorsportbühne so lange und offen präsentiert, selten wurde aber auch ein neues Fahrwerk bei einem Motorrad so lange im Rennsport erprobt. 1970 bis 1972 gewann Herbert Schek dreimal hintereinander die Deutsche Meisterschaft für BMW, es sollten für einige Jahre die letzten Titel für BMW Geländesportler bleiben, da fortan Zweitaktmotorräder die Szene dominierten.

Wieder eine BMW Werksrennmannschaft
Nach einer Reglementänderung in der Deutschen Meisterschaft - es wurde eine neue Klasse über 750 ccm eingeführt - war Geländesport auch wieder für Viertaktmotorräder interessant. Laszlo Peres aus der BMW Versuchsabteilung brachte einen leichten Eigenbau an den Start und errang auf Anhieb den zweiten Platz in der Deutschen Meisterschaft. Dies war für BMW der Startschuss für ein verstärktes Sport-Engagement und 1979 ging nach langer Unterbrechung wieder eine BMW Werksmannschaft erfolgreich an den Start: Richard Schalber wurde Deutscher Meister und belegte in der Europameisterschaft den dritten Platz. Im Folgejahr wurde Werner Schütz Deutscher Meister und Rolf Witthöft gewann die Europameisterschaft für BMW. Diese sportlichen Erfolge waren die beste Werbung für die im September vorgestellte BMW R 80 G/S.

Erfolg in der Wüste
In den achtziger Jahren zog es die BMW Geländefahrer in die Wüste. Anlass war die "Paris-Dakar", die schwerste Rallye der Welt, die 1979 erstmals ausgetragen wurde. 1981 gelang dem Franzosen Hubert Auriol der erste Sieg für BMW und 1983 konnte er seinen Sieg wiederholen. In den Jahren 1984 und 1985 war es Gaston Rahier, der mit seiner BMW ganz oben aufs Siegertreppchen fuhr. Doch BMW war nicht nur in der Paris-Dakar erfolgreich, auch bei der Pharaonen-Rallye oder der Baja-California trug sich BMW in die Siegerlisten ein. 1987 beendete BMW sein Werksengagement und in der Folge sorgten Privatfahrer für Schlagzeilen. So gewann Eddy Hau auf seiner BMW 1988 die Marathonwertung für seriennahe Motorräder bei der Paris-Dakar und 1992 entschied die BMW Ingenieurin Jutta Kleinschmidt die Damenwertung dieser Veranstaltung für sich.

Comeback
Nach über zehnjähriger Pause feierte BMW Motorrad 1998 wieder mit einem Werksteam ein Comeback im Rallyesport. Diesmal ging man mit Einzylindermodellen auf Basis der F 650 an den Start. Im Mittelpunkt des Engagements stand wieder die "Dakar". Nachdem BMW Motorrad im ersten Jahr noch Lehrgeld zahlen musste, konnte der Franzose Richard Sainct 1999 den insgesamt fünften BMW-Sieg bei dieser Veranstaltung erringen. Im Jahr 2000 folgte dann der größte BMW Triumph, als man die vier ersten Plätze belegte. Wieder war es Richard Sainct, der den Siegerpokal in Empfang nehmen durfte, und hinter Oscar Gallardo - aber noch vor Jean Brucy mit ihren Einzylindermodellen - pilotierte Jimmy Lewis mit seiner BMW R 900 RR einen Boxer auf den hervorragenden dritten Platz. 2001 beendete BMW Motorrad sein werksseitiges Rallye-Engagement, da man sich mit dem Boxercup wieder stärker im Straßenrennsport engagierte. Seit 2005 engagiert sich BMW Motorrad mit der neuen HP2 Enduro wieder im Offroadsport. Mit diesem Serien-Gelände-Boxer ist BMW Motorrad wieder mit dabei - diesmal nicht bei Rallyes, sondern bei Offroad-Rennen, wie der deutschen, österreichischen und italienischen Cross Country Serie.



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